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Spannung von Satz zu Satz

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Autor
Tanja Stern
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Familien-Geheimnisse und verdeckte Skandale

Stand: März 2017

Mit zwei Weltkriegen, einem zeitweise geteilten Deutschland, dem kalten Krieg und dem Kampf zwischen Ideologien bot das letzte Jahrhundert Verwerfungen und Entwicklungen, die man verstehen muss, um die heutigen Probleme beurteilen zu können. Allerdings ödet gar manchen der Geschichtsunterricht an. Viel interessanter ist es, die Geschichte hautnah aus dem Erleben von Personen präsentiert zu bekommen. Dies ermöglicht eine Wildauerin.

Tanja Stern präsentiert mit ihrer über 400 Seiten starken Familiensaga „Der Apparat und die Seele“ einen tiefen Einblick in diese Zeit. Die Autorin entstammt, wie sie sagt, einer „Kommunistenfamilie“. Großvater Viktor Stern ist als kommunistischer Philosoph bekannt. Er wurde 1885 in Österreich-Ungarn geboren, und hat 1908 in Wien seinen Doktor der Philosophie gemacht.

Kommunisten unter sich
Der Rabbinersohn war in der Vorkriegszeit einer der Vordenker in der kommunistischen Partei der Tschechoslowakei. In der DDR war er Leiter der Philosophischen Fakultät an der Parteihochschule in Liebenwalde und Kleinmachnow bis zur Pensionierung 1955. „Meine Eltern Katja Stern und Heinz Stern waren als Journalisten fürs ‚Neue Deutschland’ aktiv“, führt Tanja Stern den Faden weiter. Erst bei ihr selbst ging die „Saat des Sozialismus“ verloren. Sie erlebte die DDR „als total langweilig“ und verurteilt die Verbrechen, die im Namen der damaligen Ideologie begangen wurden.

Zerplatzte Filmträume
Dennoch brachte ausgerechnet die Wende für die heute 64-Jährige die erste Pleite. Die studierte Theaterwissenschaftlerin mit Abschluss in Leipzig war gerade dabei, ihren Traum eines Spielfilms zu verwirklichen. Dabei sollte es um das abenteuerliche Leben der Biologin Amalie Dietrich gehen. Diese war 1863 für zehn Jahre im damals wenig erschlossenen Australien auf Forschungsreise und entdeckte bis dahin unbekannte Tiere und Pflanzen. „Als die Dreharbeiten endlich planmäßig beginnen sollten, kam die Wende und damit das Ende der DEFA“, beschreibt die Schriftstellerin, wie ihr Traum vom Einstieg in die Filmwelt platzte. Den hatte sie von der Mutter mitbekommen, die beim „Neuen Deutschland“ für Film- und Fernsehbesprechungen zuständig war.

Kinderlos zum Kinderbuch
Doch davon ließ sich die schreibwütige Autorin im Nebenberuf nicht entmutigen. Obwohl selbst kinderlos, gelang ihr ausgerechnet mit einem Kinderkrimi der Durchbruch: „Kater Theo“ wird von Kindern entführt, um die Besitzer, skrupellose Immobilienhaie aus dem Westen, zu erpressen. „Darin wird die Nachwendeproblematik spannend aufgegriffen“, fasst die Autorin zusammen. Dabei weiß Tanja Stern durchaus die Zeichen der Zeit zu deuten: „Als mir bei Lesungen in Schulen auffiel, dass immer weniger Kinder mit der damaligen Problematik etwas anfangen können, habe ich das Buch auf heute umgeschrieben.“ Das Katzenwissen kommt übrigens aus der Praxis, denn der überaus schüchterne Kater „Hans-Dieter“ ist der einzige Mitbewohner der schönen Erdgeschosswohnung im Röthegrund.

Opernmorde & Polit-Skandale
Es sollte ihr einziges Kinderbuch bleiben. Das Interesse an krimireifer Spannung verfolgte sie weiter. Diese fand sie „in den Geschichten hinter bekannten Opern“, die sie zum Buch „Opernmorde“ inspirierte. Sie setzte ihre Forschungen im Zuge der Erstellung ihrer Familiensaga fort, indem sie „Geheime Skandale“ aus der Zeit des Kalten Kriegs aufgriff. Dabei geht es unter anderem um ein sowjetisches Munitionsdepot in Dannenwalde, das 1977 explodierte, wodurch den Bewohnern stundenlang Raketen um die Ohren flogen. Das sollte damals ebenso verschwiegen werden wie die „Impfung“ von tausenden jungen Müttern mit Hepatitis-C infiziertem Blut, was die DDR-Führung ebenfalls lange verschweigen wollte.

Spektakuläre Selbstmorde
Die aktuellen Selbstmordattentate regten sie dazu an, sich frühere Fälle von „erweitertem Selbstmord“ anzusehen. Dabei geht es um Fälle wie den österreichischen Kronprinz Rudolf von Österreich-Ungarn, der am 30. Januar 1889 erst seine minderjährige Geliebte Mary Vetsera und dann sich selbst auf Schloss Mayerling erschoss.

Glamour-Karriere mit Absturz
Ihr neuestes Buch verspricht ebenfalls Einblicke in Abgründe. Damit kehrt Tanja Stern wieder in die Welt des Films zurück, von der aus sie als Verfasserin von Ansagetexten fürs DDR-Fernsehen gestartet war. Sie begibt sich auf die Spuren von Pia Degermark. Diese war als gerade mal 17-Jährige vom schwedischen Regisseur Bo Widerberg entdeckt worden. Er setzte sie aus dem Stand für die Hauptrolle im Spielfilm „Das Ende einer großen Liebe“ ein. Dafür erhielt sie 1967 in Cannes sensationell den Darstellerpreis. Sie setzte ihre Karriere in internationalen Produktionen fort, galt als „Brigitte Bardot des Nordens“. Die Glamour-Karriere endete jäh mit einem tiefen Fall, von dem sie sich erst in letzter Zeit erholte. „Ich habe sie in Norrtälje bei Stockholm aufgesucht und sie über ihr Leben befragt“, macht Tanja Stern neugierig auf ihr jüngstes Buch, das im Sommer 2017 erscheinen soll.

Spannung von Satz zu Satz
Lesenswert sind die Bücher von Tanja Stern übrigens alle. Ihr Schreibstil ist so packend, dass er durch die Seiten führt, weil jeder Satz auf den nächsten neugierig macht, selbst wenn man sich am Anfang gar nicht für die Thematik sonderlich interessiert. Die Wildauerin schreibt Geschichten und sie erlebt wiederum andere. So erinnert sie sich, auf einen Zweizeiler in der Zeitung reagiert zu haben, wo eine Schreibkraft gesucht wurde.

Männlein mit Überraschung
„Als ich klingelte um mich zu bewerben, öffnete mir ein schrumpeliges altes Männlein. ‚Wozu braucht der eine Schreibkraft?‘, schoss es mir durch den Kopf. Er engagierte mich sofort, schließlich war ich die einzige Bewerberin“, so Tanja Stern. Das „bucklige Männlein“ war kein anderer als Professor Adolf Theis. Der Jurist und Schöpfer des westdeutschen Hochschulrahmengesetzes von 1970 war von 1972 bis 1995 Präsident der renommierten Universität Tübingen. Nachdem er sich im Streit getrennt hatte, gründete er 1997 als 64-Jähriger zusammen mit Ehefrau Masako Katagami-Theis eine Beratungsgesellschaft für Kliniken in Berlin. Daraus entstand die Idee zum Betrieb privater Seniorenheime, wie sie heute nicht mehr wegzudenken sind. Wenn das nicht der Stoff für ein weiteres spannendes Buch ist!

Erstellt: 2017