Sammeln, tauschen und fachsimpeln: Briefmarkenverein setzt neue Akzente
| Briefmarkenverein Wildau | |
| Kerstin Kraft | |
| Telefon: | 01 52/21 91 28 68 |
| Website: | www.briefmarkenverein-wildau.de |
Frauen als Rarität
Stand: April 2024
Sie sind bunt, zierlich und klein. Mit diesen Eigenschaften haben sie besonders auf das männliche Geschlecht eine große und reizvolle Anziehungskraft.
In der Welt der Briefmarken sind Frauen eher eine „Rarität“. Hier geht nun die Stadt
an der Dahme ungewöhnliche Wege.
Kerstin Kraft hat als gelernte Tischlerin natürlich eine Menge Kraft, wenn sie bei ihrer
Arbeit Holzobjekte in Form bringt. Wenn es jedoch um
ihre zackigen Lieblinge geht, zeigt die gebürtige Wildauerin ihre ganz sanfte Art.
Sie ist die neue Vorsitzende vom „Briefmarkenverein Wildau“ und möchte junge und moderne Impulse einbringen. „Ich sammle schon immer Briefmarken. Diese Leidenschaft hat mir mein Opa Harry Hellfeldt ‚vererbt‘“, blickt die 46-Jährige auf ihre persönlichen Anfänge zurück. Dies tat sie bisher eher privat und verweist darauf, dass sie zuhause schränkeweise diese Postwertzeichen in Ordnern sortiert hat. Anfang 2023 trat sie dem Verein in Wildau bei. 2024 hat sie den Vorsitz vom 84-Jährigen Hans-Georg Freitel übernommen.
Bald abgestempelt?
Der Verein wurde 1952 gegründet und ist einer der ältesten in Wildau. 1972 hatte er seinen Höhepunkt mit knapp 300 Mitgliedern. Heute sind noch 36 Markensammler aktiv, davon gerade mal sechs Frauen und drei Jugendliche. Darunter ist ihr elfjähriger Sohn Richard Kraft, der sich auf Vogelmotive spezialisiert hat.
Nun geht es ihr darum, neuen Schwung in die „Männergesellschaft“ zu bringen.
Sie blickt mit etwas Wehmut auf die Entwicklung dieser Sammlerstücke. „Die klassische Briefmarke geht nach und nach zurück. In Dänemark zum Beispiel werden seit
Beginn des Jahres nur noch Briefe und Pakete befördert, die einen vom Computer erzeugten Code aufweisen“, stellt sie fest. Wildau soll noch lange von der klassischen Marke geprägt sein. „Ich würde mir wünschen, dass sich mehr
junge Leute für dieses Hobby begeistern könnten. Dazu habe ich die Internetseite neu gestaltet und modern angepasst. Auf dieser gibt es interessante Fakten und die Aufstellung von Veranstaltungen“, ist sie stolz auf den Schritt in die digitale Welt.
3 000 DDR-Motive
Sie selbst richtet ebenfalls einen Blick in die weite und ebenso in die zurückliegende Welt. Sie hat Exemplare von allen Kontinenten in unzähligen Motiven und Währungen. Eine besondere Faszination üben dabei die DDR und die UdSSR aus. „Ich mag Gebiete, die abgeschlossen sind. Das bedeutet, man kann eine Sammlung komplett vervollständigen, es ist am Ende nichts mehr offen. So habe ich allein 3 000 Motive aus der DDR“, macht sie neugierig.
Ihre älteste Briefmarke ist von 1868 und aus Bayern. Auch, wenn bisher noch keine „Blaue Mauritius“ dabei ist, haben manche ihrer Schätzchen sogar einen Wert von 600 Euro.
Jeder der Sammler im Verein hat sich spezialisiert. So war Kassierer René Reibetanz einige Jahre als Wanderführer in Irland mit dem Kanu unterwegs und hat sich in der Folge auf Rudersport-Motive konzentriert. Ebenso kann der 72-Jährige auf eine Sammlung alter deutscher Marken verweisen, wobei die älteste von 1851 ist.
„Jede ist ein Stück Geschichte. Schließlich gibt es immer
einen Anlass, wenn ein neues Motiv erscheint. Diesen Aspekt sehe ich gerade für junge Menschen als Bereicherung. Sie können etwas über fremde Länder lernen, auf interessante Weise einen Blick in die Vergangenheit werfen oder sich mit bestimmten Weltereignissen bekannt machen“, lädt Kerstin Kraft ein, mal das Smartphone zur Seite zu legen, um sich auf die bunte Aussagekraft einer Briefmarke zu konzentrieren.
Einfach vorbeikommen
„Wir treffen uns jeden zweiten Samstag im Monat im ‚Kleeblatt‘. Dort werden Marken
getauscht und besprochen. Ebenso bieten wir an, diese zu
bewerten. Wer noch irgendwo zu Hause welche herumliegen hat, kann sie herbringen. Wir werfen einen fachmännischen Blick darauf“, macht sie Lust.
Übrigens ist ihr Lieblingsmotiv der Schmetterling. Damit steht Wildau und dem Briefmarkenverein in jeder Hinsicht eine beflügelnde Zukunft bevor!