Neue Bürgermeisterin möchte in Wildau Natur erblühen lassen
Bürgermeisterin | |
Angela Homuth |
Natur in der Industriestadt
Stand: März 2020
Blühende Natur soll 30 Jahre nach der Wende neues Wahrzeichen für den langjährigen Industrieort Wildau werden. Die Tochter des Nachwende-Bürgermeisters will die Stadt zu einem naturnahen Wohlfühlort machen.
Angela Homuth erinnert sich noch oft daran, wie ihr 2008 verstorbener Vater Gerd Richter mit düsteren Sorgenfalten sinnierte, wie die Arbeitsplätze aus der Schwerindustrie in die neue Zeit zu retten wären. Es ging darum, dass Wildau,
anders als viele andere Industriestandorte, nicht wirtschaftlich platt gemacht wird.
Herz für Tiere
Mit der Weiterentwicklung der Ingenieurschule und Beibehaltung von Industrie wurden damals die entscheidenden Weichen gestellt. Heute ist der Ort, der sich mittlerweile Stadt nennen darf, ein blühender Industriestandort mit internationalem Flair im Wachstumskern Schönefelder Kreuz. „Ich bin in Wildau
aufgewachsen, wohne schon immer hier und weiß, was sich die Bürger wünschen“, fasst Angela Homuth zusammen. Dass sie Tiere liebt, sieht man schon daran, dass sie sich
öfters von ihrem Jagdhund ins Bürgermeisterbüro im Volkshaus Wildau begleiten lässt.
„Ich freue mich, dass die
Kraniche bei uns am Dahmeufer nisten. Die sind so schlau, dass sie dieses Jahr gar nicht in den Süden geflogen sind. Sie hatten wohl gewusst, dass der Winter mild wird.“
Jäger und Förster
Füchse, Marder, so ziemlich
alles was hier kreucht und fleucht, entlockt ihr ein
Lächeln. Selbst für Wildschweine hat die studierte Sonderpädagogin Verständnis. Nur bei Wölfen zeigt sie Skepsis: „Die gehören nicht in
Gebiete, die von Menschen
besiedelt sind. Wer schon mal erlebt hat, wie die Hunde der Jäger gejagt wurden oder wie Schafe gerissen wurden, wird das ebenso so sehen.“
Dabei spricht sie durchaus mit Erfahrung, denn ihre beiden Söhne sind „Jäger und Förster“.
Bienen im Auge
Für Wildau freut sie sich über Bienenwiesen. „Diese lassen wir blühen und mähen erst im Herbst. Gerne können die Bürger die Obstbäume abernten.“
Am Verwaltungssitz Volkshaus plant sie ebenfalls ein Blühbeet, ein Insektenhotel gibt es bereits. Den mit Betonplatten versiegelten Markt empfindet sie als Ärgernis: „Hier wünsche ich mir
entschieden mehr Grün. Den Anfang werden wir mit Pflanztrögen machen.“ Dafür freut sie sich über die naturnahe Beweidung der feuchten Dahmewiesen durch Wasserbüffel.
Felder sollen Felder bleiben
Zu ihrer Naturliebe gehört, dass Wildau trotz exponierter Lage am neuen Wirtschaftskreuz um den BER in Schönefeld nicht zum unbegrenzten Zuzugsgebiet werden soll.
„Die Felder, die wir noch
haben, müssen weiterhin landwirtschaftlich genutzt werden. Wir wollen sanftes Ansteigen der Bewohner. Die Zielsetzung sind 12 500 bis maximal 13 000 Einwohner. Deshalb werden wir für diese Freiflächen keinen Bebauungsplan aufstellen. Darüber sind sich die Stadtverordneten einig.“
Begrenzte Schulplätze
Schon jetzt hat Wildau große
Infrastrukturprobleme. Die Grundschule platzt derart aus allen Nähten, dass die Stadt mit Klassenzimmern in Containern eine Übergangslösung geschaffen hat. Kitaplätze fehlen ebenfalls.
Erleichterung gibt es erst mit dem Bau der Kita am „Hasenwäldchen“. Ist diese fertig, wird die „Kita Wirbelwind“ dorthin verlegt. „Deren bisheriges Gebäude wird durch die neue Sporthalle für die Grundschule ersetzt, während die bisherige Halle Aula wird. Gleichzeitig wird die Schule Zug um Zug
erweitert. Insgesamt rechnet man mit einer Bauzeit von sechs Jahren, da alles während des
laufenden Unterrichtsbetriebs stattfinden muss. Dann haben wir genau die Kapazitäten für maximal 13 000 Einwohner“, erklärt die neue Bürgermeisterin.
Ärgerliche Sperrungen
Die L401 ist bis etwa Mai 2020 vom Kreisverkehr bis zum
Anfang der Schwartzkopffsiedlung halbseitig gesperrt. Grund dafür ist die Verlegung von Wasser- und Abwasserleitungen durch den „Märkischen Abwasser- und Wasserzweckverband“, kurz „MAWV“.
Dies ist notwendig, damit es bei der anschließenden Erneuerung der Fahrbahn nicht zu Bauverzögerungen kommt. Aufgrund dieser Baumaßnahme wird es zu zwei Vollsperrungen kommen: Im Bereich südlich des Kreisverkehrs bis zum Autohaus von Mitte Mai bis Ende Juni 2020 und im
Bereich nördlich des Kreisverkehrs bis zur ersten Wohnbebauung von Anfang Juli bis Ende November 2020. Umleitungen werden entsprechend ausgeschildert. Die Bürgermeisterin freut sich, dass in diesem Jahr nun endlich der letzte noch fehlende Teil der L401 saniert wird.
Kontakt mit Bundesministern
Übrigens hat Angela Homuth bereits die ersten Fühler in die Bundespolitik ausstrecken können. So war die SPD-Kommunalpolitikerin in Kontakt mit Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer von der CSU, als die Stiftungsprofessur zum Thema Radverkehr vom „Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur“ der TH Wildau zugesprochen wurde.
Schließlich sieht die langjährige frühere Vorsitzende der Wildauer Stadtverordnetenversammlung kommunale Entwicklung „nicht als Parteipolitik sondern als Engagement für die Bürger“.
Damit möchte sie bewusst am „Wildauer Weg“ des Miteinanders über Parteigrenzen
hinweg anknüpfen, mit dem ihr Vater Gerd Richter viel
für die damalige Gemeinde erreichen konnte.